Anleitung: Wie man sich selber innerhalb von 2 Stunden geopolitisch und medial aufklärt

Der Begriff Geo­po­li­tik bezeich­net das Ver­fol­gen stra­te­gi­scher Inter­es­sen von Groß­mäch­ten außer­halb ihres eige­nen Ter­ri­to­ri­ums. Dies kann fried­lich erfol­gen, wie zum Bei­spiel die EU-Ost­erwei­te­rung nach dem Ende des War­schau­er Pak­tes, oder gewalt­sam, wie das Ein­grei­fen der USA in den Bür­ger­krieg in Viet­nam 1965, um die Aus­brei­tung des Kom­mu­nis­mus einzudämmen.

Wäh­rend es im Kal­ten Krieg um die Aus­wei­tung der jewei­li­gen Ideo­lo­gie — im Wes­ten kapi­ta­lis­ti­sche reprä­sen­ta­ti­ve Demo­kra­tien und im Osten kom­mu­nis­ti­sche Ein­par­tei­en-Dik­ta­tu­ren — und damit um den Ein­fluss der USA bzw. der Sowjet­uni­on auf den Rest der Welt ging, hat sich die geo­po­li­ti­sche Aus­rich­tung der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka nach dem Ende des Kal­ten Krie­ges grund­le­gend geän­dert. Seit 1991 ver­fol­gen die USA durch den akti­ven Ein­satz ihres Mili­tärs eine gewalt­sa­me Neu­ord­nung des Nahen und Mitt­le­ren Ostens, die sich seit 2001 mit dem „Krieg gegen den Ter­ror“ deut­lich ver­schärft und aus­ge­wei­tet hat.

Wer die Grün­de für die geo­po­li­ti­schen Inter­es­sen der USA ver­steht, der kann auch die Ereig­nis­se und Kon­flik­te in der Welt, in wel­che die letz­te ver­blie­be­ne Super­macht ver­wi­ckelt ist, auf Basis des Völ­ker­rech­tes rich­tig ein­ord­nen. Das Völ­ker­recht ist eine über­staat­li­che Rechts­ord­nung, die für alle Staa­ten der Erde bin­dend ist. Aktu­el­le Grund­la­ge des Völ­ker­rechts ist die Char­ta der Ver­ein­ten Natio­nen, wel­che den Staa­ten mili­tä­ri­sche Gewalt­an­wen­dung und Angriffs­krie­ge ver­bie­tet. Die ein­zi­ge Aus­nah­me stellt ein Beschluss des UN-Sicher­heits­rats dar.

Ver­folgt man auf­merk­sam die Bericht­erstat­tung der Main­stream-Medi­en in Deutsch­land zum Krieg gegen den Ter­ror, dann ent­steht der Ein­druck, dass die USA und ihre Ver­bün­de­ten zum Woh­le der Sicher­heit ihrer Bür­ger regel­recht gezwun­gen sind, die Aus­wei­tung des isla­mis­ti­schen Fun­da­men­ta­lis­mus an sei­nen Wur­zeln mili­tä­risch ein­zu­däm­men. Die Anschlä­ge vom 11. Sep­tem­ber 2001 haben ja schließ­lich gezeigt, wozu isla­mis­ti­sche Ter­ro­ris­ten in der Lage sind. In der Fol­ge haben die Ver­ei­nig­ten Staa­ten Bil­lio­nen von Dol­lar aus­ge­ge­ben, um aus einer lai­zis­ti­schen Dik­ta­tur im Irak ohne Ver­bin­dun­gen zum isla­mis­ti­schen Ter­ror­netz­werk al-Qai­da ein Land im dau­er­haf­ten Bür­ger­krieg zu for­men, in dem sich mit dem Isla­mi­schen Staat sogar eine Kon­kur­renz-Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on zu al-Qai­da her­aus­bil­den konn­te. Das wirft natür­lich Fra­gen auf.

Wenn der isla­mis­ti­sche Fun­da­men­ta­lis­mus wirk­lich ein so hohes Sicher­heits­ri­si­ko für den Wes­ten dar­stellt, war­um haben die USA nicht Sau­di-Ara­bi­en ange­grif­fen? Schließ­lich bil­det die Scha­ria in die­sem Land die Grund­la­ge der Rechts­ord­nung, und 15 der 19 Atten­tä­ter vom 11. Sep­tem­ber 2001 waren Sau­di-Ara­ber, genau­so wie der ver­meint­li­che Draht­zie­her Osa­ma bin Laden. Auch die Ter­ror­camps und die Tali­ban in Afgha­ni­stan wur­den maß­geb­lich mit sau­di-ara­bi­schem Geld finanziert.

War­um also der Irak? War­um ent­steht durch den Krieg gegen den Ter­ror noch mehr Ter­ror anstatt weni­ger? Wie­so been­de­te selbst ein Frie­dens­no­bel­preis­trä­ger wie Barack Oba­ma nicht die völ­ker­rechts­wid­ri­gen mili­tä­ri­schen Hand­lun­gen sei­nes Lan­des, da sie ja offen­sicht­lich nicht zum Frie­den, son­dern zu mehr Ter­ror und mehr Krieg füh­ren? Wie­so bre­chen aus­ge­rech­net die USA, in deren Land sich das Haupt­quar­tier der UNO befin­det, andau­ernd das Völ­ker­recht und ris­kie­ren damit einen Image-Ver­lust in der gan­zen Welt? Geht es am Ende im Krieg gegen den Ter­ror über­haupt um Ter­ror? Oder gibt es ande­re, viel ein­fa­che­re, ratio­na­le­re und drin­gen­de­re Grün­de, war­um die USA in ihrer geo­po­li­ti­schen Aus­rich­tung eine Neu­ord­nung des Nahen und Mitt­le­ren Ostens anstreben?

In die­ser Anlei­tung beschrei­be ich, wie man sich mit weni­gen Mit­teln sowie anhand ein­fa­cher Zah­len und Fak­ten inner­halb von zwei Stun­den die­se ein­fa­chen Grün­de her­lei­ten und sich damit sel­ber geo­po­li­tisch und medi­al auf­klä­ren kann. Alles, was man benö­tigt, ist ein Tabel­len­kal­ku­la­ti­ons­pro­gramm wie z.B. Micro­soft Excel oder Libre­Of­fice Calc sowie eini­ge frei zugäng­li­chen Daten aus dem Inter­net, die all­ge­mein aner­kannt sind.

Benö­tig­te Quellen:

Auf­ga­ben:

  1. Wie hoch ist der Anteil von Erd­öl und Erd­gas am gesam­ten Ener­gie­ver­brauch der USA?
  2. Wann haben die erneu­er­ba­ren Ener­gien bei ihrer der­zei­ti­gen Wachs­tums­ra­te das Erd­öl und das Erd­gas in den USA ersetzt?
  3. Wann sind die Erd­öl- und Erd­gas­re­ser­ven bei den der­zei­ti­gen För­der­ra­ten in den USA aufgebraucht?
  4. In wel­chen Län­dern befin­den sich die größ­ten Erd­öl­re­ser­ven, die mit rela­tiv gerin­gen Kos­ten zu för­dern sind?

Ich emp­feh­le sehr, die Auf­ga­ben anhand der zugrun­de lie­gen­den Daten sel­ber zu lösen. Der Auf­klä­rungs­ef­fekt ist deut­lich grö­ßer, wenn man inves­ti­ga­tiv vor­geht, anstatt sich durch eine Quel­le berie­seln zu las­sen. Die Ergeb­nis­se und die Fra­gen, die sich dar­aus ablei­ten, habe ich auf der nächs­ten Sei­te zusammengefasst.

Wei­ter zu den Ergeb­nis­sen und Fragen